Als das Urchristentum aus der jüdischen Tradition, dreimal am Tag zu beten, die Vorstufe des heutigen Stundengebets entwickelte, kam dabei dem Abendgebet wie schon dem Maariw der jüdischen Tradition eine wichtige Rolle zu. Auch als sich ab dem 3. Jahrhundert die Eremiten zu (koinobitischen) Gemeinschaften zusammenschlossen, war eine der beiden gemeinschaftlichen liturgischen Versammlungen am Abend, die andere am frühen Morgen. Den jüdischen Brauch, Psalmen zu beten, behielten die Christen bei und weiteten ihn aus. Im monastischen Offizium der Mönchsgemeinschaften wurden die Psalmen bei den Gebetszeiten fortlaufend gelesen.
Im gemeindegottesdienstlich ausgerichteten Typ des Kathedraloffiziums wurden die Psalmen anlassbezogen ausgewählt. Für die Vesper wurden insbesondere Psalmen mit abendlichen Motiven gewählt. Von besonderer Bedeutung war dabei stets der Psalm 141 EU, dessen Beten schon früh mit dem Ritus des Weihrauchabbrennens verbunden wurde. Ein weiteres Element des Abendgebets war das rituelle Entzünden des Lichts, das Luzernar.