Die Hündin zeigte zunächst Interesse an dem angebotenen Futter, was darauf hindeutete, dass ihr Hunger groß war. Doch entgegen Loretas Erwartungen überwog bei dem Tier die Angst, und es traute sich trotz des verlockenden Geruchs nicht, näherzukommen. Dieser Umstand offenbarte, wie tief das Misstrauen der Hündin gegenüber Menschen verwurzelt war und wie stark ihre psychischen Narben sein mussten. Für das Team von „Hilfe auf vier Pfoten“ war klar, dass diese Rettung besonders sensibel angegangen werden musste.
Eldad und Loreta hatten zunächst gehofft, dass die Rettung schnell und unkompliziert verlaufen würde. Doch angesichts des Zustands der Hündin entschieden sie sich, ihrer strikten Philosophie treu zu bleiben: das Tier aus eigener Überzeugung und ohne Zwang zu retten. Gewalt oder forcierte Maßnahmen kamen für sie nicht infrage. Stattdessen wollten sie geduldig das Vertrauen der Hündin gewinnen, selbst wenn das bedeutete, dass die Rettung länger dauern würde.
Panische Reaktion
Loreta hatte viel Geduld bewiesen, bevor sie den ersten Versuch mit der Schlinge wagte. Obwohl sie die Schlinge beinahe erfolgreich um den Hals der Hündin gelegt hatte, entschied sie sich dagegen, diese abrupt zuzuziehen. Die panische Reaktion des Tieres veranlasste sie, die Schlinge sofort wieder zu lösen, da sie deren Angst nicht noch weiter verschlimmern wollte. Nachdem der Druck von der Schlinge genommen war, beruhigte sich die Hündin ein wenig und hörte zumindest auf zu zittern. Loreta war entschlossen, weiterhin vorsichtig vorzugehen, um das Vertrauen des Tieres nicht vollständig zu zerstören.
Als sie jedoch einen Moment lang den Blick von der Hündin abwandte, um das weitere Vorgehen mit ihrem Kollegen Eldad zu besprechen, nutzte das Tier die Gelegenheit. Es schlich sich lautlos aus seinem Versteck und rannte plötzlich davon. Loreta und Eldad waren zwar vorbereitet auf Herausforderungen, doch dieser unerwartete Fluchtversuch stellte sie vor eine neue Hürde und zwang sie, ihre Strategie neu zu überdenken.
Sie mussten anders vorgehen
Die Retter wussten, dass sie nun dringend ihre Taktik ändern mussten, wenn sie den Shepherd-Mix noch retten wollten. Die bisherige Strategie, das Tier mit Futter aus seinem Versteck zu locken, war gescheitert, und trotz ihrer umfangreichen Erfahrung mussten sie einsehen, dass sie einen neuen Plan brauchten. Die Hündin war entschlossen, einen sicheren Rückzugsort zu finden, an dem sie in Ruhe gelassen wurde und keine Menschen in ihrer Nähe waren. Sie hatte sich nun in einen engen Spalt zwischen zwei Gebäuden zurückgezogen, hinter dem Fahrzeug, unter dem sie zunächst Schutz gesucht hatte.
Den Rettern war bewusst, dass sie noch viel Geduld und Zeit aufbringen mussten, um die Hündin aus ihrem Versteck zu holen. Diese Situation verlangte von ihnen nicht nur körperliche Ausdauer, sondern auch eine durchdachte Strategie, um das Vertrauen des verängstigten Tieres zu gewinnen und gleichzeitig ihre eigenen Sicherheitsbedenken zu berücksichtigen. Es war klar, dass die Rettung noch eine Weile dauern würde, doch die Hoffnung auf einen Erfolg war immer noch da.
Namen gegeben
Nachdem Loreta und Eldad nun schon viele Stunden mit dem verängstigten Hund verbracht hatten, entschieden sie, ihm einen Namen zu geben. Der Tag, an dem sie den Notruf erhalten hatten, war von Regen geprägt, was zur Wahl des Namens „Rain“ führte. Eldad wollte vorsichtig sein und legte eine weitere Schlinge um den Kopf des Hundes. Zu seiner Überraschung genoss Rain die sanfte Berührung, obwohl sie anfangs noch misstrauisch kläffte, als ob sie befürchtete, erneut verletzt zu werden.
Trotz ihrer anfänglichen Ängste beruhigte sich Rain schließlich und folgte den beiden Rettern. Sie ging ohne Widerstand zum Auto und ließ sich sogar freiwillig in den Käfig setzen. Es war ein großer Schritt für den ängstlichen Hund, der langsam Vertrauen zu den Menschen aufbaute, die ihr nun halfen, aus ihrer Misere zu entkommen.